Hoch- und Tiefpreisinseln
Die Benzinpreise sind in der Schweiz recht unterschiedlich. Bis 15 Rappen pro Liter können eingespart werden, wo Preisbrecher den Ton angeben.
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saldo 18/2004
10.11.2004
Markus Kick
Wer per Auto von Basel nach Aarau fährt, kann sich mit geschickter Tankstellenwahl den Gratis-kaffee samt Gipfeli verdienen. Denn die Preise fürs Benzin schwanken regional beträchtlich. Die saldo-Stichprobe vom 2. November zeigt: Fr. 74.50 kostet bei der Migrol-Autobahntankstelle Basel-Nord das Füllen eines 50-Liter-Tanks. Wer 40 Kilometer südöstlich bei Migrol in Egerkingen SO tankt, zahlt Fr. 72.75. Noch günstiger wirds 25 Kilometer östlich: 50 Liter kosten bei Migrol in Buchs AG Fr. 7...
Wer per Auto von Basel nach Aarau fährt, kann sich mit geschickter Tankstellenwahl den Gratis-kaffee samt Gipfeli verdienen. Denn die Preise fürs Benzin schwanken regional beträchtlich. Die saldo-Stichprobe vom 2. November zeigt: Fr. 74.50 kostet bei der Migrol-Autobahntankstelle Basel-Nord das Füllen eines 50-Liter-Tanks. Wer 40 Kilometer südöstlich bei Migrol in Egerkingen SO tankt, zahlt Fr. 72.75. Noch günstiger wirds 25 Kilometer östlich: 50 Liter kosten bei Migrol in Buchs AG Fr. 71.25. Und nur Fr. 69.50 zahlen die Autofahrer bei Tiefpreisanbieter Hüppi in Suhr AG.
Der Jura-Südfuss und das westliche Mittelland sind als Benzin-Tiefpreisgebiete bekannt. Günstige Regionen finden sich auch bei Neuchâtel/ Yverdon, im Tessiner Grenzgebiet (Chiasso, Ponte Tresa) und im Wallis in der Region Visp.
Die Benzinpreise fallen dort, wo ein Preisbrecher auftritt. In Tiefpreisgebieten kämpfen die Benzingesellschaften und Tankstellenbetreiber an der Zapfsäule um jeden Zehntelrappen. Erich Schwizer beobachtet seit Jahren für den Touring Club Schweiz die Benzinpreise. «Der Benzinmarkt ist gesättigt. Bei konstantem Marktvolumen mit leicht rückläufigem Benzinverbrauch herrscht daher ein harter Wettbewerb. Entsprechend wichtig wird der Preis.»
Die kleinen, freien Tankstellen sind am günstigsten
Die grossen Ölgesellschaften Agip, Agrola, Avia, BP, Coop, Esso, Migrol, Shell und Tamoil beliefern und/oder betreiben über 90 Prozent der bei der Erdölvereinigung registrierten 3454 Tankstellen. Daneben gibt es laut Erich Schwizer in der Schweiz rund 1000 unabhängige Benzinanbieter. Interessant: Die Preise sind nicht bei den grossen Händlern am günstigsten, sondern bei den kleinen, freien Tankstellen. Also bei denen, die Benzin und Diesel im Ankauf teurer bezahlen als die Ölmultis.
Der bekannteste der freien Händler ist Robert Hüppi aus Suhr. Er betreibt seine Tankstelle seit 15 Jahren. Seine Tiefstpreise machten schnell die Runde. «Anfänglich kostete mich diese Strategie Geld», sagt Hüppi, «doch mit den heute verkauften Mengen ist das Geschäft selbst bei minimaler Marge momentan rentabel.»
Das Rezept: Geringe Marge, hoher Umsatz
Durchschnittlich setzt Hüppi täglich 20 000 Liter Treibstoff um, an Spitzentagen gar 36 000 Liter. Damit ist Hüppis Tankstelle eine der umsatzstärksten der Schweiz. Den Treibstoff kauft Hüppi «mal besser, mal schlechter» ein. Seine Gewinnmarge beträgt derzeit 12 Rappen pro Liter, lässt sich der Aargauer in die Bücher schauen.
In Hüppis Umgebung muss sich die Konkurrenz mit ähnlich tiefen Preisen anpassen, will sie überhaupt noch Benzin absetzen. Der Leidensdruck für die Mineralölgesellschaften hält sich allerdings in engen Grenzen, denn sie gleichen das angeblich «schlechte Geschäft» in den Hochpreisgebieten der Schweiz überaus üppig aus.
Auch Preisbrecher Hüppi kauft seinen Treibstoff übrigens unter anderem bei zwei renommierten Benzinmultis ein, welche mit dem Verkauf gewiss keinen Verlust machen.